Fast jede zweite Frau ist unzufrieden mit ihrem Gehalt. Mindestens jede dritte Frau in Deutschland ist offen, ihren Job zu wechseln – trotz angespannter wirtschaftlicher Lage. Auch beim Thema Flexibilität müssen Arbeitgeber Gas geben. All das zeigt eine Studie des Meinungsforschungsinstituts forsa zur derzeitigen Wechselbereitschaft am Arbeitsmarkt, beauftragt von XING und speziell ausgewertet zum Weltfrauentag am 8. März. Ergänzende Aspekte: Laut Bundesamt für Statistik verdienen Frauen derzeit im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer; der Equal Pay Day, der die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern markiert, fällt in diesem Jahr auf den 6. März. Zahl und Datum haben sich seit 2020 nicht verändert.
Zurück zur Wechselbereitschaft: Mit 37 Prozent ist die Quote bei Frauen sogar etwas höher als bei Männern (36 %). Gleichzeitig fühlt sich fast jede zweite Beschäftigte (48 %) nicht angemessen bezahlt. Von einem neuen Arbeitgeber wünschen sich Frauen flexible Arbeitszeitgestaltung (66 %), mehr Gehalt (58 %) sowie ein gutes Führungsverhalten von Vorgesetzen (64 %).
Hierin unterscheiden sich laut Studie die Wünsche der Frauen deutlich von denen der Männer:
- 66 Prozent der Frauen erwarten flexible Arbeitszeiten (Männer: 56 %)
- Jede zweite Frau wünscht sich Gesundheitsvorsorge und ein Augenmerk auf psychischem Wohlergehen (nur 28 % der befragten Männer ist das wichtig)
- Fast jede zweite Frau (47 %) will zudem im Homeoffice arbeiten (bei Männern 39 %)
„Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und ein Engagement für die mentale Gesundheit sind für Frauen unverhandelbar. Wer das nicht bietet, ist für viele Frauen dauerhaft kein attraktiver Arbeitgeber“, betont Petra von Strombeck, CEO der New Work SE.
Frauen beim Thema Gehalt zu defensiv
Zwar findet jede zweite Befragte, dass sie für ihre Arbeitsleistung derzeit nicht angemessen bezahlt wird (48 % , nur 39 % der Männer). Gleichzeitig fragen aber lediglich 6 Prozent der Frauen jährlich nach einer Gehaltserhöhung (vs. 11 % der Männer). Noch immer scheinen Frauen weniger selbstbewusst zu sein, wenn es um die Bedeutung ihrer eigenen Arbeit geht. So sind nur 23 Prozent der weiblichen Beschäftigten davon überzeugt, dass ihr Arbeitgeber auf sie angewiesen sei (vs. 28 % Männer) – und das in Zeiten des flächendeckenden Arbeitnehmer- und Fachkräftemangels.
Petra von Strombeck ordnet ein: „Frauen fragen seltener als Männer nach mehr Geld. Weitsichtige Arbeitgeber berücksichtigen das und sprechen Gehaltsfragen daher proaktiv an, um eine stille Kündigung zu vermeiden.“ Denn viele, die sich monetär nicht wertgeschätzt fühlen, würden perspektivisch den Job wechseln.
Doch auch beim Jobwechsel geben sich Frauen mit weniger Gehalt zufrieden als Männer. So erwarten nur 58 Prozent der befragten Frauen von einem neuen Arbeitgeber ein höheres Gehalt (Männer: 64 %). „Frauen sollten sich beim Jobwechsel ihres eigenen Wertes bewusst sein, selbstbewusst auftreten und für sich und ihre Forderungen einstehen“, so Petra von Strombeck. Immerhin ist fast jede zweite Frau (48 %) bereit, ihren Job zu wechseln, wenn es allein um das Gehalt geht und andere Aspekte keine Rolle spielen.
Homeoffice für Frauen relevanter
Selbst wenn sich die Zahlen zum Vorjahreszeitraum leicht reduziert haben, erwartet auch in diesem Jahr jede zweite Frau (47 %) von einem künftigen Arbeitgeber, dass sie im Homeoffice arbeiten kann (Männer „nur“ 39 %). Im Vergleich zu 2023 liegt die Quote niedriger: 54 % der Frauen, 48 % der Männer erwarteten im vergangenen Jahr ein Homeoffice-Angebot. Neben dem Vorteil der Flexibilität und dem Wegfall der Anreisezeit sind 52 Prozent der weiblichen Beschäftigten, die die Möglichkeit zu Remote Work haben, davon überzeugt, dass ihre Arbeitsleistung im Homeoffice höher ist als im Büro (Männer: 43 %). Gleichzeitig hat jede fünfte Befragte (19 %), die derzeit im Homeoffice arbeiten kann, Bedenken, dass ihr Arbeitgeber diese Möglichkeit wieder reduziert. Für Frauen bedeutet das, dass sie die Relevanz des Unternehmensstandortes wieder höher einschätzen (61 %).
Über die Studie: Die repräsentative forsa-Online-Umfrage wurde im Januar 2024 unter 3.200 volljährigen Erwerbstätigen (Arbeitende und Angestellte) in Deutschland sowie in Österreich (N = 1.009) und der deutschsprachigen Schweiz (N = 500) im Auftrag von XING durchgeführt. Die Wechselbereitschaft setzt sich aus zwei Kategorien zusammen: den Erwerbstätigen, die konkret planen, in diesem Jahr den Arbeitgeber zu wechseln sowie den Erwerbstätigen, die offen für einen Jobwechsel sind, aber noch keine konkreten Schritte unternommen haben. |